Oaklins berät Fysicon bei der Veräußerung an Canon Medical Systems

Ein typisches Beispiel für die aktuelle M&A-Aktivität im Segment der medizinischen Bildgebung

Canon Medical Systems Corporation, ein japanischer Entwickler von medizinischen diagnostischen Bildgebungssystemen, hat Fysicon B.V. erworben. Seit der Gründung im Jahr 1996 hat Fysicon innovative, medizinische Soft- und Hardware für Krankenhäuser, Kliniken und Forschungseinrichtungen entwickelt. Dazu zählen unter anderem Clinical Information & Management Systeme (CIMS), Electronic Medical Record (EMR) sowie Cloudsysteme zur Speicherung, Archivierung und Versendung medizinischer Bilddaten (MRI, CT, DEXA, X-Ray, Angiogram, Ultrasound, ECG).

Im Rahmen der unternehmerischen Nachfolge hat Oaklins die Inhaberfamilie Elberse bei der Veräußerung von Fysicon beraten. Oaklins hat den gesamten Veräußerungsprozess begleitet: beginnend bei der strategischen Positionierung des Unternehmens über die Erstellung der relevanten Unterlagen und diskreten Ansprache potentieller Investoren bis hin zur Verhandlung und Optimierung des Verkaufspreises.

Die Gesellschafter von Fysicon freuen sich darüber, dass sie mit Canon einen internationalen Partner gefunden haben, der über die Mittel verfügt, das Unternehmen strategisch und technologisch im Sinne der Altgesellschafter weiterzuentwickeln. Für Canon Medical Systems bedeutet der Erwerb von Fysicon u.a. den Ausbau ihrer Aktivitäten auf dem niederländischen Markt sowie die Erweiterung ihres Produkt- und Serviceportfolios im Bereich der medizinischen Bildgebung.

Die Akquisition von Fysicon durch Canon Medical Systems passt in das Gesamtbild der M&A-Landschaft der vergangenen Jahre: Die medizinische Bildgebung ist geprägt durch schnelle und vielfältige Entwicklungen, sowohl aus klinischer als auch aus technologischer Sicht. Veränderte Zahlungsmodelle, Marktkonsolidierungen, neue technologische und datenanalytische Möglichkeiten sowie verschärfter Wettbewerb haben den langjährigen Status quo für viele etablierte Marktteilnehmer verändert. Der weltweite Markt für Informationssysteme in der medizinischen Bildgebung wird voraussichtlich ein signifikantes Wachstum von EUR 27,6 Mrd. im Jahr 2018 auf EUR 37,8 Mrd. im Jahr 2023 verzeichnen, was eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 6,6% impliziert.

Aus technologischer Sicht werden vor allem folgende Markttreiber relevant sein:

  • Weiterentwicklung der diagnostischen bildgebenden Verfahren sowie die zunehmende Vielfalt von bildgebenden Verfahren (z. B. durch Technologien in 3D, AI, Machine Learning, Automatisierung, Echtzeitbilder)
  • Signifikante Zunahme verfügbarer Daten und der Auswertungsmöglichkeiten (Big Data Analytics)
  • Neue IT-Infrastrukturen im Gesundheitswesen zur Steigerung der Effizienz von Arbeitsabläufen und der Qualität der Behandlungsleistungen
  • Transfer, Anzeige, Dokumentation sowie Archivierung von Bild- und Videodaten in einer adäquaten Qualität.

Eine Möglichkeit, um auf dieses Umfeld zu reagieren und auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Fusionen und Übernahmen oder auch die Aufnahme zusätzlicher Investoren. Zeichnete sich die Wettbewerbslandschaft der medizinischen Bildgebung in ihren Anfängen vor allem durch eine Vielzahl kleiner und mittelgroßer Marktteilnehmer aus, dominieren heute global agierende Großkonzerne im Rahmen oligopolistischer Strukturen den Markt. Diese Entwicklung ist vor allem auf das Streben nach Größe zurückzuführen, da diese bisher als wesentlicher Wettbewerbsvorteil erachtet werden konnte. Neben Produktinnovation konzentrieren sich Unternehmen vorrangig auf die Erweiterung ihres Portfolios. Der Fokus der Akteure wird sich auch auf strategische Partnerschaften und Allianzen verlagern, um ihre Präsenz auf dem Weltmarkt zu stärken. Die etablierten Gerätehersteller stehen im zunehmenden Wettbewerb mit neuen Marktteilnehmern, die aus zwei „Lagern“ den Markt der medizinischen Bildgebung angreifen: Zum einen sind dies die Vertreter Mitglieder der so genannten GAFA-Industrie – bestehend aus Google, Amazon, Facebook und Apple. Diese Techgiganten verlassen zusehend ihre angestammten Geschäftsfelder, und übertragen ihr Know-how und ihre Ressourcen sehr erfolgreich in tradierte Märkte, die bislang von etablierten Platzhirschen beherrscht worden sind. Die Gesundheitsbranche bleibt selbstverständlich nicht außen vor: So erwarb Google das Start-Up Senosis (Entwicklung von Gesundheitsapps zur Diagnose von Krankheiten), Apple akquirierte Gliimpse (Analyse und Speicherung persönlicher Gesundheitsdaten), Facebook erwarb Move (Tracking von Fitness- und Gesundheitsdaten) und Amazon stieg mit der Akquisition von GRAIL in die Krebsdiagnostik ein. Das zweite „Lager“ bilden die vorwiegend noch jungen, aber extrem dynamisch wachsenden Unternehmen aus dem Bereich KI (Künstliche Intelligenz). Ausgestattet mit zig Millionen Euro an Venture Capital entwickeln diese Unternehmen innovative Lösungen und Plattform-Technologien zunächst in eng definierten Marktsegmenten und übertragen diese dann nach Erreichung eines gewissen Reifegrades in weitere Marktsegmente.

Neben der erfolgreichen Veräußerung von Fysicon konnten die Sektor-Experten der Oaklins Healthcare Gruppe in der jüngsten Vergangenheit weitere Transaktionen im Bereich der medizinischen Bildgebung und Diagnostik begleiten. Dazu zählen unter anderem die Veräußerung des Geschäftsbereiches Magnetoenzephalographie (MEG) von ELEKTA an York Instruments, die Veräußerung von Olea Medical, einem Anbieter von MR und CT Lösungen, an Toshiba sowie die Veräußerung von Choice Cancer Care, einem Verbund von Radiologiezentren.

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